Die politisch Verantwortlichen streiten nicht nur um die Verteilung der Impfstoffe, die Priorisierung beim Impfen und die Organisation von Schnelltests, sondern ringen zur Bewältigung dieser Pandemie auch um Entscheidungen - wie die der „Osterruhe“ -, die kurz darauf wieder zurückgenommen werden (müssen).
Das zeigt doch, dass wir nicht die Weltgeschichte in den Händen haben und auch nicht Herren über Leben und Tod sind. Wir haben das Leben nicht so fest im Griff, wie es uns lieb wäre. Vieles läuft ungeplant und unvorhersehbar. Dennoch müssen wir darauf reagieren und akzeptieren, dass es manchmal keinen Knopf gibt, auf den wir einfach drücken können, damit alles wieder so wird wie vorher. Das erschüttert Menschen zutiefst.
Von solcher Erschütterung hören wir auch in der Ostererzählung von Maria von Magdala am Ostermorgen. Ihre Tränen sind Ausdruck der Traurigkeit über das Fehlen des geliebten Menschen, über das Abhandenkommen einer tragfähigen Hoffnung und über die Ferne eines tröstenden Gottes.
Nun geschieht etwas Überraschendes, was ganz außerhalb ihres Plans ist, was sie vielleicht ersehnt, aber nicht erwartet hat. Sie wird vom Auferstandenen angesprochen mit der Frage: „Warum weinst Du? Wen suchst Du?“ Sie wird gefragt: Wer bist du denn und wohin geht deine Sehnsucht? Wofür schlägt dein Herz?
Hierin ereignet sich für mich Ostern: in diesem Ineinander von Ohnmacht, Tränen und Vermissen und dem gleichzeitigen Anruf des Auferstandenen, sich mit dem, wofür mein Herz schlägt, ihm anzuvertrauen. Ihm, der größer ist als alles, was ich erzählen, wissen oder machen kann.
Diese österliche Erfahrung wünsche ich Ihnen von Herzen!
Ihr Pfarrer Raphael Steinke
Druckversion des Osterbriefs 2021
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