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Himmelsgruß zum Sonntag, 19.06.2022
Lesung: Gal 3, 26–29
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinden in Galátien.
26Ihr alle seid durch den Glauben
Söhne Gottes in Christus Jesus.
27Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid,
habt Christus angezogen.
28Es gibt nicht mehr Juden und Griechen,
nicht Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich;
denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.
29Wenn ihr aber Christus gehört,
dann seid ihr Abrahams Nachkommen,
Erben gemäß der Verheißung.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ So hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 10. Dezember 1948 in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte formuliert. Und in Artikel 2 heißt es: „Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.“ Diese Aussagen haben nach 73 Jahre nichts an ihrer Aktualität verloren. Nur ist inzwischen ein Problembewusstsein hinsichtlich der Verwendung des Begriffs „Rasse“ gewachsen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte empfiehlt daher, den Begriff „Rasse“ in Artikel 3 des Grundgesetzes zu streichen und zu formulieren: „Niemand darf rassistisch oder wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Offensichtlich hat es auch in den frühchristlichen Gemeinden in Galatien Diskriminierungen gegeben, die den Apostel Paulus auf den Plan rufen, weil er sie für existenzbedrohend hält. Paulus nennt in seinem Brief zuerst die rassistische Diskriminierung, hervorgegangen aus der Spannung zwischen Juden und Griechen, die für Menschen der heidnischen Welt stehen. Es folgt die ökonomische Diskriminierung, entstanden aus dem Gegensatz von reichen Freien und den armgehaltenen Sklaven. Und letztendlich spricht er von der sexuellen Diskriminierung von Frauen durch Männer.
Im Verlauf der Geschichte haben diese Diskriminierungen immer wieder menschliches Leben zerstört: Der Rassismus der Nationalsozialisten kostete Millionen von Jüdinnen und Juden das Leben. Der derzeitige ungezügelte Wirtschaftskapitalismus „tötet“ – so Papst Franziskus – viele Menschen in den armgehaltenen Ländern. Und bis heute werden in manchen Ländern Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt.
Gegen diese Diskriminierungen entwirft Pauls die Vision des Glaubens an Jesus Christus:
„Es gibt nicht mehr Juden und Griechen,
nicht Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich;
denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Haben die Worte des Paulus die Abschaffung der Diskriminierungen bewirkt?
Auf dem Apostelkonzil im Jahr 49 n. Chr. wurde die Gleichstellung von Juden und Griechen beschlossen, wenn es um die Aufnahme in die christlichen Gemeinden ging und das gemeinsame Leben in diesen Ortskirchen.
Aber beinahe 1500 Jahre dauerte es, bis die rassistische Diskriminierung aufgehoben wurde, als Bischof Bartolomé de las Casas ein Verbot des Sklaverei erwirkte, denn bei der Eroberung Amerikas hielten die christlichen Konquistadoren die einheimischen Indios als Sklaven.
Höchste Zeit ist es, dass endlich auch die dritte Diskriminierung, die Paulus nennt, aufgehoben wird und jeder und jedem Getauften, gleich welchen Geschlechts, die Möglichkeit zu allen Ämtern in der katholischen Kirche offensteht.
Pfarrer Raphael Steinke
Der Text kann hier heruntergeladen werden.
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