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Der Vater hält ständig Ausschau nach seinem Sohn, so wie heute Väter und Mütter besorgt sind, wenn sie sehen, dass ihre Kinder sich entfernen, gefährliche Wege einschlagen oder im Krieg ihr Leben einsetzen. Verloren können sich aber auch jene fühlen, die falsche Entscheidungen getroffen haben und der Zukunft nicht ins Auge blicken können, die Hunger nach Barmherzigkeit und Vergebung haben und glauben, sie nicht zu verdienen.
So wie im Gleichnis vom barmherzigen Vater der Verlorene trotz aller Selbstzweifel die Liebe seines Vaters erfahren kann, darf auch ich gewiss sein, dass ich nie aufhören werde, ein Kind Gottes zu sein. Dass ich nie aufhören werde, das Kind eines Vaters zu sein, der mich liebt und meine Rückkehr erwartet. Auch in der schlimmsten Lebenslage erwartet Gott mich. Er will mich umarmen.
Am Ende der Parabel von der Barmherzigkeit Gottes steht die Freude des Vaters, den wir rufen hören: „Wir wollen essen und feiern! Denn dieser, mein Sohn, war tot und kam wieder zum Leben; er war verloren und ist wiedergefunden.“ Auch der andere Sohn, der zu Hause in Selbstgerechtigkeit verlorengegangen ist, wird eingeladen, an der Freude des Vaters teilzuhaben. Er ist eingeladen, das Fest der Barmherzigkeit und Brüderlichkeit mitzufeiern und auf diese Weise zum „Hüter seines Bruders“ zu werden.
Im Evangelium verborgen ist aber noch ein dritter Sohn. Es ist jener, „der nicht daran festhielt, wie Gott zu sein, sondern sich entäußerte und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2,6-7). Dieser Sohn ist Jesus, der den verlorenen Söhnen und Töchtern die Füße gewaschen und das Mahl bereitet hat – als Fest der Versöhnung und Barmherzigkeit. Und der uns lehrt: „Seid barmherzig, wie es euer Vater ist,“ (Lk 6,36)
Wie ernst es uns als Menschen in der Christus-Nachfolge damit ist, zeigt sich in diesen Tagen auch daran, wie wir mit den Geflüchteten aus der Ukraine umgehen.
Pfarrer Raphael Steinke
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