08.06.2025

Himmelsgruß

Geistlicher Impuls zu Pfingsten: Ruach

Ruach

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören? (Apostelgeschichte 2,1-9)
 

Den Pfingstbericht der Apostelgeschichte gestaltet der Evangelist als griechischer Schriftsteller. Er macht daraus eine spannende Szene: Verängstigt hocken die Jünger*innen Jesu im Obergemach in Jerusalem.
Doch auf einmal treibt sie der Heilige Geist wie ein Sturm heraus aus ihrer Angst und ihrer Enge. Er erfüllt sie mit neuer Glut und lässt sie so sprechen, dass der Funke überspringt. In einer Sprache, die alle Menschen verschiedener Kulturen, Nationalitäten und Schichten verstehen, weil sie ihrer Sehnsucht entspricht. Der Sehnsucht nach Freiheit und Liebe und einem Leben, das nicht nur irdischen Erfolg kennt, sondern über dem sich der Horizont des Himmels öffnet.

Die Menschen sind fassungslos und fragen: Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?
Vielleicht auch, weil ruach, das hebräische und aramäische Wort für Geist, weiblich ist. Und weibliche Wärme lässt ins Leben kommen, lässt Leben aufblühen und ermöglicht Einheit und Verstehen.

Pfingsten erinnert uns daran, eine Sprache zu sprechen, die wärmt und die Herzen der Menschen berührt. Eine Sprache, die die Geistin Gottes in die Welt bringt, damit Gewalt nicht mit Gewalt beantwortet wird, sondern Vergebung und Neuanfang geschehen können.

 

Raphael Steinke

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